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RENATO GARGANO

RENATO GARGANO

Renato Gargano; 16.01.1923-28.01.2002

Renato Gargano wurde am 16. Januar des Jahres 1923 in San Georgio a Cremano geboren. Während uns nichts weiter über seine Jugend bekannt ist, können wir dennoch mit Sicherheit sagen, dass er am 8. September 1943 in deutsche Gefangenschaft geriet. Von Venedig aus wurde er nach Thorn (Polen) gebracht, wo er im Stalag XXA interniert bleibt, bis er schließlich nach Görlitz abtransportiert wurde. Als Insasse des Stalags VIII A zwang man ihn nun, in Petersdorf bei Hirschberg (Jelenia Góra) in einer Bombenfabrik zu arbeiten. Hier waren ca. 200 Männer verpflichtet, die in Gruppen von je 50 Mann arbeiteten. Strenge Vorschriften erlaubten den Arbeitern zum Beispiel nicht, mit Inhaftierten anderer Nationalität zu sprechen. Als ein Schuhmacher wegen des Todes seiner Söhne Personal benötigte, wurde Renato ihm zugewiesen. Hier arbeitete er dann zusammen mit zwei jungen Slawen.

Die ohnehin schon schlecht versorgten Arbeiter litten im Stalag VIII A noch mehr. Kälte, Hunger und Krankheiten zwangen viele dazu sich ihre Mahlzeiten zusammenzustehlen. Renato berichtet, dass einmal drei seiner Kameraden beim Diebstahl von Kartoffeln ertappt wurden, wonach die deutschen Lagerwachen sie hinaus in die Kälte schleppten und ohne sie zurück kamen.

Während seiner Gefangenschaft versuchte Renato immer den Kontakt mit seiner Familie und seiner Verlobten aufrechtzuerhalten. Auch wenn den Gefangenen erlaubt war, Briefe zu schreiben, wurden diese streng kontrolliert. Wenn also ein Gefangener einen Brief senden wollte durfte in diesem nur über Weniges die Wahrheit stehen. Auch Renato musste oft über die Zustände im Lager lügen, zum Beispiel behauptete er einmal „bei bester Gesundheit“ zu sein, damit sein Brief seine Familie erreicht ohne aussortiert zu werden.

 

Die Deutschen versuchen ihn zwei Jahre und 14 Tage lang zu überzeugen, für sie zu kämpfen, doch Renato antwortete immer mit einem „Nein!“ Als 1945 die Rote Armee nach Görlitz kam und das Stalag VIII A befreite, wurde Renato, zusammen mit dem Rest der Überlebenden, nach Budapest gebracht. Hier übergab man sie den Amerikanern, welche sie zurück nach Italien brachten.

Am 22. Oktober 1945 war es endlich soweit: Endlich zurück in Neapel.  Zuhause angekommen wurde er zuerst gar nicht erkannt. Die Zeit im Stalag hinterließ ihn so ausgemergelt, dass er nur noch ein Schatten seiner selbst war.

Die nächsten Tage, Monate und Jahre waren nicht einfach; die Gefangenschaft hat ihre Spuren hinterlassen. Renato hatte Schlafstörungen, er weigert sich, in seinem Bett zu liegen; stattdessen kauerte er sich daneben auf dem Boden zusammen. Der Krieg brachte Armut und Tod ins Land, viele seiner Verwandten und Freunde waren gestorben. Einer hatte sich jedoch retten können: Sein Name war Africano Ottavio, einer von Renatos Mithäftlingen. Bei seiner Ankunft schickt er der Familie Gargano einen Brief, „in der Hoffnung, dass Renato mit seinen eigenen zwei Händen schreiben kann“. Die Antwort wird er nie erhalten, Renato versuchte zu vergessen. Den Brief hatte er trotzdem immer in seiner Brieftasche.

Am 28. Februar 1946 wurde Renato erneut zu den Waffen gerufen, um seinen im September 1943 unterbrochenen Wehrdienst zu beenden. Immer noch von den Schrecken des Krieges gezeichnet, verlässt er das Haus ein weiteres Mal, bis er dann am 8.Mai desselben Jahres seinen Militärdienst beendete.

Am 24.Juli des Jahres 1950 heiratet er seine Verlobte, mit der er eine lange Schiffsreise antritt, die ihn weit weg vom Leid und der Angst des Krieges brachte.

Renato Gargano verstarb im Alter von 85 Jahren in Neapel.

 

 

 

 

Dott. Stefania Turco (Enkelin von Renato Gargano) gekürzt von Max Reiner (Bundesfreiwilligendienstleister)

 

 

 

 

Am 29.05.2015 besuchte und Renato Garganos Enkelin und erzählte uns die sehr berührende Geschichte ihres Großvaters. Die Langversion gibt es hier zum Download:

Deutsch: Renato Gargano DOKU-DEUTSCH 

Italiano: Renato Gargano ITALIANO