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Kleines Kästchen – lange Geschichte

Kleines Kästchen – lange Geschichte

Ein weiteres kostbares Erinnerungsstück, das in den letzten Wochen den Weg zu uns gefunden hat, ist ein kleines Kästchen aus Stroh. Eine Zeitzeugin aus Reichenbach hat sich auf unseren Aufruf zur Sammlung von Erinnerungsstücken des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers Stalag VIII A gemeldet. Die Geschichte dieses Kästchens ist eng mit der ihrer Großeltern und den französischen Kriegsgefangenen, die auf dem großelterlichen Hof zur Zwangsarbeit zugeteilt wurden, verbunden.

Hier ein kleiner Auszug aus den Erinnerungen der Zeitzeugin:

„Mein Großvater Franz F. (*9.9.1882 in Züllichau/Sulików) hatte eine kleine Wirtschaft mit acht Hektar in Deutsch-Paulsfdorf. Er war Invalide und wurde deswegen nicht zur Wehrmacht eingezogen. Zur Unterstützung auf dem Hof wurde ihm vom Ortsbauernführer ein französischer Kriegsgefangener zugeteilt. Bis zum Kriegsende waren (nacheinander) drei französische Gefangene zum Arbeiten auf dem Hof: Maurice, Paul und zuletzt Andreas. Andreas war 1944 und 1945 auf dem Hof. Zum Kriegsende durfte er schon auf dem Hof übernachten.
Andreas brachte 1944 die Strohdose zu meinen Großeltern. Er erzählte, dass russische Kriegsgefangene im großen Lager (Anmerk. MMM: Stalag VIIIA in Görlitz-Moys) ihm die Dose zum Tauschen mitgegeben hatten. Die Dose wurde gegen ein Vier-Pfund-Brot getauscht. Meine Großmutter Emilie (*28.10.1881) hat noch Kleinigkeiten zu Essen mit in den Beutel getan. Die Dose war seitdem im Besitz meiner Familie und hatte immer einen Ehrenplatz.“

Wir danken ganz herzlich für die Schenkung des Strohkästchens sowie die Erinnerungen dazu!

Dr. Klara-Maeve O’Reilly führte das Gespräch mit der Zeitzeugin im Rahmen des INTERREG Projekt Polen – Sachsen 2014-2020 unter dem Titel „Lernen und Verstehen. Zukunft durch Erinnerung. Weiterentwicklung von Bildungsnetzwerken sowie Bürgergesellschaft im sächsisch-polnischen Grenzraum“.

Das Projekt wird durch die Europäische Union aus den Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung im Rahmen des Kooperationsprogramms INTERREG Polen – Sachsen mitfinanziert.