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Baracke vom Typ RLM 501

Baracke vom Typ RLM 501

 
Die Baracke vom Typ RLM 501, die aufgrund von nötigen Baumaßnahmen vom Gelände der AWO Oberlausitz in der Krölstraße in Görlitz abgebaut werden muss, soll in Zusammenarbeit mit der AWO, der Unteren Denkmalschutzbehörde und den Görlitzer Sammlungen einen neuen Platz auf dem Gelände der Gedenkstätte Stalag VIII A finden. Die Baracke wurde von der Firma „Fedor Hiller, Holzbau, Hoch- und Tiefbau“ in Görlitz-Moys in der damaligen Seidenberger Straße 47 gefertigt und 1942 zur Erweiterung des damaligen Zentralhospitals zwischen dem heutigem AWO-Heim an der Krölstraße und der Lutherkirche errichtet.

 

Weitere Informationen zur Baracke und zur Arbeit des Meetingpoint Music Messiaen e.V. und des Europejskie Centrum Pamięć, Edukacja, Kultura – Stalag VIIIA

Die Baracke zwischen AWO-Heim und Lutherkirche steht exemplarisch für einen weit verbreiteten Holzbau-Typus, der in der Nieskyer Firma Christoph & Unmack seit Mitte der 1920er Jahre entwickelt wurde.

Die Entwicklung des industriellen Holzbaus ist eng mit dem Namen Konrad Wachsmann verknüpft, der die Grundprinzipien des Bauens aus vorgefertigten großen Holzelementen auch auf die Schaffung moderner Wohnhäuser übertrug. Wachsmann war ab 1926 Chefarchitekt bei Christoph & Unmack und gilt als einer der bedeutendsten Architekten der Klassischen Moderne in den 1920er und 1930er Jahren.

Mit der Weltwirtschaftskrise ab Ende der 1920er Jahre brachen die Umsätze auf dem Sektor des Wohnungsbaus stark ein. Die Firma Christoph & Unmack verlagerte den Schwerpunkt ihrer Forschung und Fertigung ab 1933 auf den industriellen Bau von Holzbaracken. Das Unternehmen gründete in Niesky die Forschungs—
und Konstruktionsgemeinschaft des Reichsarbeitsdienstes und der Deutschen
Holzbau-Konvention Niesky (FOKORAD). Nach den hier entwickelten Patenten bauten auch andere Holzbaufirmen solche Baracken.

1936 verfügte der nationalsozialistische Reichskanzler Adolf Hitler, dass binnen vier Jahren alle Bereiche von Poltik, Gesellschaft und Wirtschaft „kriegsfähig“ zu sein hätten. Für den Bereich der Wirtschaft bedeutete dies, den Bedarf an Arbeitskräften zu sichern, die für Produktion und Dienstleistung in allen Wirtschafts- und Lebensbereichen nötig waren, wenn der größte Teil der männlichen Arbeitskräfte als Soldaten zur Wehrmacht eingezogen wird. In diesem Kontext entwickelte die Wehrmacht ein System von Kriegsgefangenenlagern auf dem gesamten damaligen Reichsgebiet. Kriegsgefangene wurden ab 1939 systematisch als Zwangsarbeiter in vielen Wirtschaftsbereichen eingesetzt.
Ein solches Lager wurde bereits in den ersten Kriegstagen des September 1939 am südöstlichen Stadtrand von Görlitz in der Görlitzer Heide errichtet: Das Stammlager VIII A, kurz Stalag VIII A.

Hier waren bis Kriegsende etwa 120.000 Soldaten aus vielen Ländern inhaftiert. Untergebracht waren sie in Baracken, die in Niesky konzipiert und dort sowie in Betrieben der Region gefertigt wurden.

Der Verein Meetingpoint Music Messiaen e.V. engagiert sich seit 2007 für die Aufarbeitung der Geschichte des Stalag VIII A. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Erinnerung an den französischen Komponisten Oliver Messiaen, der hier in den Jahren 1940/41 inhaftiert war und mit Mitgefangenen am 15. Januar 1941 sein berühmtes „Quartett auf das Ende der Zeit“ uraufgeführt hat.

Die Baracke auf dem Gelände der Arbeiterwohlfahrt in der Krölstraße wurde in Görlitz Moys von der FHG Holzbau Fedor Hiller Görlitz gefertigt. Der Typus ist ursprünglich für die Luftwaffe konzipiert worden. Diese Baracke aber wurde 1942 an dieser Stelle zur Erweiterung des damaligen Zentralhospitals errichtet.

Auch wenn sie nicht unmittelbar in Beziehung zum Kriegsgefangenenlager steht, sucht der Meetingpoint Music Messiaen gemeinsam mit der polnischen Stiftung Erinnerung, Bildung, Kultur nun Wege, die Baracke abzutragen, zu restaurieren und zumindest in Teilen auf dem ehemaligen Lagergelände neu zu errichten. Dort könnte sie neben dem 2015 eröffneten Zentrum für Erinnerung, Bildung und Kultur „Meetingpoint Music Messiaen“ Sonderausstellungen beherbergen.